Ist die Suche aktueller Literatur besonders wichtig?
Selbstverständlich gibt es in fast jedem Fach wissenschaftliche Quellen, deren grundlegende Aussagen auch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte später nach wie vor wichtig sind. Wenn diese Quellen thematisch passen, können sie zitiert werden. Eine etwas andere Situation liegt jedoch vor, wenn der gegenwärtige wissenschaftliche Forschungsstand zu einem Thema im Vordergrund der Arbeit steht. In derartigen Fällen ist es zu empfehlen, den Schwerpunkt der Recherche auf vor allem neuere Quellen der letzten Jahre zu legen. Dies gilt besonders für empirische Studien, wo die Aktualität der Untersuchung häufig eine besondere Rolle spielt.
Ist das Schneeballprinzip zweckmäßig für die Literatursuche?
Eine solche Frage ist nicht mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Dies liegt an dem Grundgedanken bei dieser Vorgehensweise. Im Idealfall nehmen Sie hier nämlich eine für die Arbeit passende, aktuelle Quelle. In dieser Quelle werden dann weitere, thematisch gleichfalls einschlägige Quellen zitiert und im Literaturverzeichnis aufgelistet. Wenn Sie sich diese Quellen heruntergeladen bzw. besorgt haben, können Sie in deren Zitationsverweisen bzw. in deren Literaturverzeichnissen erneut geeignete Quellen finden usw. Im Ergebnis erhalten Sie dann eine Art von Pyramide verschiedener Quellen, wobei wenige, jüngere Literatur die Spitze der Pyramide bildet, während zahlreiche, ältere Literaturfunde die Basis darstellen.
An diesem bildhaften Pyramidenvergleich erkennt man bereits ein grundsätzliches Problem des Schneeballprinzips. Da immer von einer Quelle aus rückwärts gesucht wird, wird in ihr stets bereits vorher veröffentlichte, ältere Literatur zitiert. Je häufiger Sie diese Suche wiederholen, desto älter werden die gefundenen Quellen. Aktuelle Literatur, die noch nicht oder kaum zitiert worden ist, finden Sie auf diese Weise dagegen eher nicht. Für manche Themen kann dies zu Schwierigkeiten führen. Ein zweites Problem betrifft die Auswahl der Startquelle für das Schneeballprinzip. Idealerweise sollte die als erste Literaturquelle verwendete Quelle nicht nur besonders „neu“ sein, sondern gerade beim Schneeballprinzip ist auch die Qualität und inhaltliche Einschlägigkeit dieser Quelle für das Thema wichtig. Gibt es hier eine Schieflage, werden auch die sekundären, über die Startquelle gefundenen Literaturverweise häufig ebenfalls Mängel in ihrer wissenschaftlichen Qualität und Einschlägigkeit aufweisen. Anders ausgedrückt: Etwaige Anfangsfehler bei der Wahl einer weniger passenden Startquelle setzen sich bei der durch sie gefundenen, gleichfalls weniger geeigneten Sekundärliteratur tendenziell fort. Das Schnellballprinzip ist also umso risikoreicher, je weniger Startquellen genutzt werden sowie je weniger sicher die Qualität dieser Startquellen beurteilt werden kann.
Wo suche ich wissenschaftliche Literatur?
Für die Suche nach einschlägiger wissenschaftlicher Literatur bietet es sich in erster Linie an, auf das Angebot der Ihnen zugänglichen wissenschaftlichen Bibliotheken zurückzugreifen. Diese können beispielsweise die Bibliothek Ihrer Universität oder die für Ihren Wohnort nächste wissenschaftliche Bibliothek sein. Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise liegt darin, dass Sie hierdurch einen (normalerweise freien) Zugang zu den üblichen wissenschaftlichen Datenbanken erhalten und die in diesen Datenbanken vorhandenen wissenschaftlichen Publikationen – Zeitschriftenartikel und E-Books – oftmals (fast) gebührenfrei downloaden oder ausleihen können. Denn die Inhalte vieler Verlagsdatenbanken sind ansonsten nicht frei zugänglich. Für das Download von wissenschaftlichen Beiträgen von diesen Internetseiten der Verlage werden teilweise erhebliche Gebühren gefordert.
Eine Alternative bilden grundsätzlich frei zugängliche Datenbanken, die ohne Zugangsbeschränkungen auskommen. Zu dieser Gruppe gehören die typischen gebührenfreien Open-Access-Publikationen aber auch Datenbanken wie etwa SSRN.com oder researchgate.net. Häufig reichen kostenlos verfügbare Datenbanken aber nicht für eine angemessene Literaturrecherche allein aus. Dies betrifft vor allem aktuelle E-Books.
Grundsätzlich ist eine Literatursuche über Google – insbesondere Google Scholar – ebenfalls möglich und für verschiedene Fragestellungen durchaus sinnvoll. Der Vorteil von Google (Scholar) liegt darin, dass hier auch ganz neue und aktuelle Veröffentlichungen gefunden werden können. Wenn es sich um Open-Access-Publikationen handelt, wird gleichzeitig auch der entsprechende Download-Link geliefert. Der Nachteil besteht dagegen daraus, dass traditionelle, kostenpflichtige Publikationen von Verlagen hier nicht frei verfügbar sind. Häufig findet sich lediglich eine Verlinkung zu den Verlagsdatenbanken, von denen Außenstehende nur gegen Gebührenzahlung die gesuchten Veröffentlichungen erwerben können. In solchen Fällen stellt der Weg über eine wissenschaftliche Bibliothek und die dort abonnierten wissenschaftlichen Datenbanken die bessere Möglichkeit für eine Literatursuche dar. Gewisse Probleme bei der Suche mit Google können auch dadurch entstehen, dass die Zahl der von Google präsentierten Ergebnisse häufig sehr groß ist. Wichtige und relevante Veröffentlichungen zum gesuchten Themengebiet werden so einfach nicht innerhalb der Vielzahl der Treffer erkannt. Deswegen ist eine Suche mit Google (Scholar) stets noch durch eine Literatursuche in anderen wissenschaftlichen Datenbanken und wissenschaftlichen Bibliothekskatalogen zu ergänzen.
Wie erkenne ich eine wissenschaftliche Quelle?
Eine wissenschaftliche Quelle erkennt man in der Regel daran, dass die Verwendung fremden Gedankengutes in Form von direkter bzw. indirekter Zitation durch entsprechende Literaturverweise gekennzeichnet ist. Außerdem existiert ein Literatur- bzw. Quellenverzeichnis, in dem die notwendigen bibliographischen Angaben zu den aufgeführten Quellen dem Leser genannt werden. Typisch ist, dass viele der genannten Literaturverweise ebenfalls wissenschaftliche Werke sind.
Können Zeitungsartikel, Geschäftsberichte und andere Veröffentlichungen aus der Praxis zitiert werden?
Dies hängt von der Fragestellung der jeweiligen wissenschaftlichen Arbeit ab. Für manche Themen ist die Nutzung von Werken aus der Praxis durchaus notwendig und bereichernd. Vor allem gilt dies, wenn es sich um einen Sachverhalt handelt, der allein durch originär wissenschaftliche Werke sonst nicht belegt ist. Wissenschaftliche Veröffentlichungen sollten allerdings immer dann gegenüber Praktikerbeiträgen bevorzugt werden, wenn die gesuchte Fragestellung auch mit ihnen hinreichend beantwortet werden kann.
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