Gibt es bestimmte Regeln für die Benotung einer Bachelor- oder Masterarbeit?
Vorab ist zu betonen, dass feste oder sogar als verbindlich anzusehende allgemeine Regeln für die Bewertung (und Benotung) einer Abschlussarbeit nicht existieren. So gibt es in manchen Fachbereichen oder Fakultäten durchaus strukturierte Bewertungskriterien ähnlich der Bewertung einer Klausur. Häufiger anzutreffen ist jedoch eine freie Begutachtung der Abschlussarbeit, im Rahmen derer der Prüfer verschiedene Gesichtspunkte heranzieht und diese auch individuell in seinem Gutachten berücksichtigt. Auch können nicht nur zwischen verschiedenen Prüfern, sondern auch zwischen verschiedenen Fächern, Fachgebieten und Fakultäten hierzu Unterschiede bestehen.
Dennoch gibt es verschiedene Aspekte, die in der Regel bei allen Bewertungen in das Ergebnis einbezogen werden. Häufig trennt man dabei fachübergreifend zwischen einer inhaltlichen und einer formalen Dimension in der Bewertung der Arbeit. Differenzen zwischen einzelnen Prüfern, und damit auch etwaige Differenzen in den Noten, entstehen daher zu einem beträchtlichen Anteil aus der individuell unterschiedlichen Gewichtung der einzelnen inhaltlichen und formalen Punkte. Daneben gibt es aber auch fachspezifische und nicht zuletzt auch prüferbezogene Tendenzen.
Welche inhaltlichen Punkte beeinflussen häufig die Bewertung einer Abschlussarbeit?
Aus inhaltlicher Sicht handelt es sich zumeist um folgende Kriterien bzw. Teilbereiche, die sich auf die Note einer Abschlussarbeit auswirken können:
- Schwierigkeit und Umfang des Themas: In der Tendenz werden Arbeiten mit selbständiger Datensammlung und/oder Datenauswertung als eher anspruchsvoll angesehen und entsprechend bewertet. Zu solchen Arbeiten gehören nicht nur empirische Untersuchungen, sondern beispielsweise auch Archivrecherchen oder ähnliche Methoden der Datengewinnung.
- Umfang und Qualität der in der Arbeit verwendeten Literatur: Vor allem bei literaturbasierten Arbeiten kommt es auf diesen Gesichtspunkt an. Hier sollte man beachten, dass nicht nur die Anzahl der gefundenen Publikationen, sondern auch deren Qualität und wissenschaftliche Aussagekraft sowie ihre Aktualität relevant sein können. Dies gilt auch für die Frage, ob die zitierte Literatur den Forschungsstand zum Thema angemessen reflektiert.
- Wissenschaftliche Eigenleistung: Ein gehobenes Anspruchsniveau des Themas und/oder die Nutzung und Integration nicht nur weniger, sondern zahlreicher Quellen wirken sich auch positiv darauf aus, dass der Prüfer eine angemessene oder überdurchschnittliche wissenschaftliche Eigenleistung bei Erstellung der Arbeit bescheinigt.
- Inhaltliche Gestaltung der Gliederung: Bezüglich dieses Sachverhaltes kommt es hauptsächlich auf eine logische Struktur, das Vermeiden von Überschneidungen und eine konzeptionelle Ausrichtung auf die Forschungsfrage, also auf das zentrale Thema der Arbeit, an. Der Einfluss der Gliederung auf die Gesamtnote variiert zwischen verschiedenen Prüfern. Es ist aber zu bedenken, dass eine möglichst schlüssige Struktur sich auch auf den eigentlichen Fließtext der Arbeit positiv auswirken kann, etwa dadurch, dass Sie sich dort weniger mit Redundanzen und inhaltlichen Wiederholungen bereits dargestellter Sachverhalte beschäftigen müssen.
- Inhaltliche Gestaltung des Fließtextes: Bei der ausführlichen textlichen Umsetzung Ihres Konzepts ist es besonders wichtig, die verschiedenen Punkte in ihrer konkreten Darstellung strukturiert und für die Leser verständlich sowie widerspruchsfrei abzuhandeln. Gleichzeitig sollte das Kernthema der Arbeit stets im Mittelpunkt stehen und der (so genannte) „rote Faden“ möglichst beibehalten werden.
Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig oder verbindlich, denn selbstverständlich kann jeder Prüfer noch weitere individuelle, inhaltsbezogene Aspekte zur Bewertung einer Arbeit heranziehen.
Welche formalen Punkte beeinflussen häufig die Bewertung einer Abschlussarbeit?
Aus formaler Sicht hingegen spielen vor allem folgende Faktoren bei der Notenfestlegung eine Rolle:
- Möglichst vollständige und korrekte Kennzeichnung der Wiedergabe fremden Gedankengutes durch entsprechende Zitationsangaben im Text und angemessene Auflistung der Quellen im Literaturverzeichnis.
- Verständlichkeit und Klarheit der sprachlichen Darstellung im Fließtext.
- Weitgehende Fehlerfreiheit in Hinblick auf Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck.
- Vermeidung von Fehlern bei der Erstellung von Abbildungen und Tabellen sowie den zugehörigen Verzeichnissen. Dieser Punkt hängt vom jeweiligen wissenschaftlichen Fach ab, da etwa die Nutzung von Abbildungen und Tabellen, aber auch von Formeln und Anhängen, in manchen wissenschaftlichen Disziplinen stärker, in anderen dagegen weniger oder gar nicht üblich ist.
Aber auch im formalen Bereich können, je nach Prüfer, ergänzende Kriterien die Beurteilung einer wissenschaftlichen Arbeit beeinflussen.