Literaturverzeichnis und Zitationsprogramm

 Wie viele Quellen sollte das Literaturverzeichnis beinhalten?

Gelegentlich hört man immer wieder, als Faustregel für eine angemessene Literaturrecherche gelte „Eine Quelle pro Seite“. Für eine Abschlussarbeit mit 30 Seiten Text würde dies etwa 30 Quellen, für eine Abschlussarbeit mit 60 Seiten Text dagegen 60 Quellen bedeuten. Eine solche Faustregel ist wirklich nur ein sehr grober Orientierungspunkt und sehr bedingt geeignet.

Dies beruht auf mehreren Überlegungen.

  • Die wichtigste davon betrifft den Umstand, dass unterschiedliche Themen (auch wenn sie im gleichen Studienfach angesiedelt sind) wissenschaftlich bisher in unterschiedlicher Intensität untersucht worden sind. Zu einem Thema gibt es viele wissenschaftliche Quellen, zu einem anderen Thema, obwohl dies durchaus verwandt sein kann, dagegen deutlich weniger Forschungsbeiträge. Eine Arbeit zu ersterem Thema sollte also deutlich mehr Literaturquellen umfassen als eine Arbeit zum zweiten Thema, wenn die Qualität der Rechercheleistung vergleichbar ist.
  • Ein zweites Argument bezieht sich auf die Art der Arbeit. Handelt es sich ausschließlich um eine sogenannte Literaturarbeit, steht die Recherche und Auswertung geeigneter wissenschaftlicher Quellen Literatur im absoluten Mittelpunkt der prüfungsrelevanten wissenschaftlichen Eigenleistung. Handelt es sich dagegen um eine eigene empirische oder experimentelle Arbeit, bilden andere Aspekte, wie Studiendesign sowie Datengewinnung und –auswertung, den Schwerpunkt der Forschungsleistung und der Einfluss der Literaturrecherche auf die Bewertung der Arbeit sinkt tendenziell. Aber auch für eine empirische/experimentelle Arbeit ist es notwendig, den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zu kennen und sich einen angemessenen Literaturüberblick zum Thema der Arbeit anzueignen.
  • Die üblicherweise verfügbare Möglichkeit, eine intensive Literaturrecherche im Außenverhältnis zu dokumentieren, liegt in der Zitation wissenschaftlicher Quellen im Text und ihrer Auflistung im Literaturverzeichnis. Denn nur auf diese Weise kann der Prüfer eine derartige Leistung überhaupt erkennen und in die Bewertung der Arbeit einbeziehen. Auf der Gegenseite bedeutet dies jedoch auch, dass alle gelesenen, aber nicht in der Arbeit zitierten Quellen bei der Beurteilung der Recherchetätigkeit keine Rolle besitzen.

Am Ende gilt daher, es gibt fast nie ein Zuviel, sondern in der Regel nur ein Zuwenig an Literatur. Ein Zuviel läge nur in den sehr seltenen Fällen vor, wenn eine Arbeit sich hauptsächlich auf eine Art Auflistung von thematisch passenden Quellen beschränkte, also in Richtung Bibliographie ginge, ohne sich inhaltlich angemessen mit dem Thema und den Aussagen der zitierten Literatur dazu zu befassen. Vorstellbar wäre so etwas beispielsweise in einer kurzen Seminararbeit im Umfang von ca. 12 Seiten, sollten hier 100 oder mehr Quellen gebracht werden.

Welche Regeln gelten für die Gestaltung des Literaturverzeichnisses?

Vergleichbar der Entscheidung für eine bestimmte Zitierweise im Text gibt es auch für die Ausgestaltung des Literaturverzeichnisses stets verschiedene Alternativen.

Relativ einfach ist es, wenn seitens des Prüfers bereits vorab bestimmte Richtlinien zur Gestaltung eines Quellenverzeichnisses bestehen. In diesen Fällen können Sie, wie bei der Zitierweise, einfach diesen Vorgaben folgen.

Ansonsten ist es hier ebenfalls hilfreich und bewährt, ein aktuelles – möglichst längeres – wissenschaftliches Werk des Prüfers zu nehmen und die dort verwendete Art des Literaturverzeichnisses einfach zu übernehmen. So haben Sie stets genügend Beispiele für Quellenangaben vor Augen.

Auch beim Literaturverzeichnis steht stets der Grundsatz der Einheitlichkeit im Vordergrund! Dies bedeutet, dass Sie verschiedene Quellen eines gleichen Quellentyps sowohl stets mit den gleichen bibliographischen Merkmalen als auch stets in der gleichen Form auflisten. So gelten z.B. folgende Prinzipien:

  • Wenn bei der Zitation von Zeitschriften zusätzlich zum Jahrgang (Volume) auch die Heftnummer angegeben wird, gilt diese Entscheidung einheitlich für alle in der Arbeit angegebenen Zeitschriftenquellen. Lässt man hingegen bei einigen Zeitschriften die Heftnummer weg, sollte auch bei den anderen Zeitschriftenquellen keine Heftnummer mehr aufgeführt sein.
  • Wenn in einer Quelle die Vornamen der Autoren(innen) nur abgekürzt mit dem ersten Buchstaben angegeben sind, wird diese Vorgehensweise auch für alle anderen Quellen übernommen. Es ist nicht sinnvoll, bei einigen Quellenverweisen die Autorenvornamen ausgeschrieben anzugeben, bei anderen hingegen nur den ersten Buchstaben des Vornamens.
  • Bei englischen Quellen gibt es die Möglichkeit, den Titel mit den normalen englischen Groß- und Kleinschreibregeln für Fließtext zu schreiben oder mit der englischen Groß- und Kleinschreibregel für Titel. Hier entscheidet man sich für eine dieser beiden Alternativen und passt alle englischsprachigen Quellentitel daran an, auch wenn in der Quelle selbst der Titel in anderer Groß- und Kleinschreibform vorliegt.

Was ist ein besonders häufiger Fehler bei der Erstellung des Literaturverzeichnisses?

Wenn Sie bei den Literaturangaben von sekundär gefundenen Quellen einfach die Zitationsangaben dazu aus den verschiedenen Primärquellen übernehmen, ist jede diese Quellenangaben für sich allein korrekt. Da jedoch verschiedene Primärquellen normalerweise unterschiedliche Verfahren bei der Literaturangabe nutzen, werden dadurch vergleichbare Quellen, z.B. Zeitschriftenartikel, in Ihrem Literaturverzeichnis unterschiedlich aufgelistet. Dies verletzt den Grundsatz der Einheitlichkeit, gleiche Typen von Quellen in einer Arbeit stets mit den gleichen Charakteristika anzugeben. Die gleichen Probleme können entstehen, wenn einfach den Zitationsvorschlägen verschiedener Zeitschriftenverlage gefolgt wird. Auch diese können sich voneinander unterscheiden.

Welche Angaben im Literaturverzeichnis sind überflüssig?

Zusätzlich zur Einheitlichkeit der Darstellung kommt es vor allem darauf an, dass alle notwendigen Angaben, die zur Auffindung der Quelle benötigt werden, vorliegen. Darüber hinausgehende Angaben sind in der Regel freiwillig, etwa die Angabe der Heftnummer bei Zeitschriften. Es gibt aber auch eher überflüssige Angaben, wie etwa „vollständig überarbeitete und erweiterte 2. Aufl.“ statt nur „2. Aufl.“ oder akademische Grade der Verfasser. Diese werden in der Regel im Literaturverzeichnis weggelassen.

Ist ein Zitationsprogramm (wie Citavi oder EndNote) sinnvoll?

Für diese Frage sollte man sich vergegenwärtigen, dass es sich hier um eine Software handelt, die eine gewisse Einarbeitung vor ihrer Nutzung erfordert. Es kommt also zunächst einmal auf die Frage an, wie häufig ein solches Zitationsprogramm benutzt wird. Ist die Erstellung einer Bachelorarbeit mit beispielsweise ca. 40 Quellen vorgesehen, ist prinzipiell keine Einarbeitung in eine (neue) Software notwendig. Etwas anderes gilt, wenn zusätzlich (vorab) verschiedene Hausarbeiten und ein späterer Masterabschluss mit Masterarbeit geplant sind. In diesem Fall kann es durchaus sinnvoll sein, den Aufwand für die Verwendung eines Zitationsprogramms in Kauf zu nehmen.

Ein wichtiger Vorteil einer solchen Software liegt darin, dass Verlage häufig einen direkten Download der bibliographischen Daten ihrer Veröffentlichungen in manche Zitationsprogramme anbieten. Auch ist der Nutzen dieser Programme umso größer, je häufiger Sie die gleichen Quellen für verschiedene Arbeiten, also z.B. Hausarbeit und spätere Masterarbeit in einem gleichen Themenfeld, heranziehen können. Ein dritter Vorteil liegt darin, dass manche Unregelmäßigkeiten oder Fehler bei der Gestaltung des Literaturverzeichnisses damit vermieden werden. Dies betrifft hauptsächlich Flüchtigkeitsfehler im Bereich Einheitlichkeit der Darstellung.

Allerdings schützt ein Zitationsprogramm nicht immer vor einer fehlerhaften Zitation bzw. einem fehlerhaften Literaturverzeichnis, wenn die Fehler bereits bei der Dateneingabe in das Programm entstehen. Ein weiterer Nachteil kann sich daraus ergeben, dass gewisse Zitationsweisen (wie manche Konzepte der Fußnotenzitation) nur sehr schwer und umständlich damit realisierbar sind. Denn in der Regel sind Zitationsprogramme vorwiegend auf die international üblichen Literaturverweise hin optimiert. Probleme können auch bei der Nutzung ungewöhnlicher Quellen oder Archivmaterialien auftreten.

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